Zugegeben bin ich normalerweise kein großer Fan von Omnis bzw. dicken Comics, mir sind sie einfach zu unhandlich beim Lesen. Auch bei diesem dicken Band hatte ich erstmal Respekt.

Zudem hat Jason Lutes über 20 Jahre an dem Werk gearbeitet. Berlin ist weit mehr als ein Comic. Es ist ein eindrucksvolles Kunstwerk, das Geschichte lebendig macht. Die Liebe zum Detail, die Tiefe der Charaktere und die vielschichtige Erzählweise machen diesen Band zu etwas Besonderem.

Die Berliner Mundart mag den Lesefluss (für Nicht-Berliner 😄) zunächst bzw. immer wieder mal etwas bremsen, eröffnet aber gleichzeitig eine ganz eigene Atmosphäre und Authentizität. Man taucht tief ein, nicht nur in die Geschichte, sondern auch in die Zeichnungen, die voller Leben und Bedeutung stecken. Dieser Band ist definitiv nichts für Zwischendrin.
Erzählt wird episodenhaft, oft mit einem melancholischen Unterton, aber immer mit einem scharfen Blick für die gesellschaftlichen Brüche der ausgehenden Weimarer Republik. Lutes zeigt das Berlin als einen Ort der Extreme 👉 zwischen Überfluss und Armut, Hoffnung und Verzweiflung, Freiheit und wachsendem Faschismus. Die Konflikte zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten spitzen sich zu, die Weimarer Republik steht kurz vor dem Ende.
Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Geschichten von Martha Müller und Kurt, doch Lutes gibt vielen Figuren eine Stimme: Journalisten, Arbeitern, Obdachlosen, Studenten und Politikern (manchmal war es schwer für mich die Personen auseinander zu halten.)
Berlin ist ein faszinierendes Werk 👉künstlerisch stark, historisch fundiert und erzählerisch dicht.

Das Ganze spielt vor knapp 100 Jahren und ist trotzdem aktueller denn je.

Absolut empfehlenswert ❗️

www.carlsen.de

Vielen Dank @carlsen_comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars 🫶🏻

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